Wie die Gegend "Am Roten Kreuz" zu ihrem Namen kam
Es war an einem schönen Frühlingstag im 12. Jahrhundert, in der Zeit als die Klöster im Deutschen Land in voller Blüte standen, da machte sich der Abt des Kloster Altzella bei Nossen auf, um seinem Amtsbruder im Kloster Buch bei Leisnig einen Besuch abzustatten.
Die Brüder im Kloster Buch brauten hervorragendes Bier, denn sie bauten Getreide, Hopfen und Obst an, die Brüder in Altzella verstanden es Wein zu keltern, aus den Trauben, die sie in ihren Gärten hegten und pflegten. Die beiden Klöster standen in freundlicher Verbindung und im Erfahrungsaustausch in Bezug auf Gartenbau und Obstbau.
Die Wanderung von Altzella nach Buch war lang und beschwerlich, aber das Wetter war gut und die Sandalen des Abtes aus festem Leder.
Es wurde schon Abend. Der Abt musste sich langsam nach einer Herberge für die Nacht umschauen. Er wanderte gerade auf die Stadt Döbeln zu, eine blühende, aufstrebende Stadt, die eben vom Markgrafen zu Meißen das Stadtrecht erhalten hatte. Hier würde er sicher ein Nachtlager bei rechtschaffenen Leuten finden. Er sah schon im Tal der Mulde das Städtchen liegen, mit seinen Stadttoren und seinen vielen Mühlen. Da sprangen plötzlich drei finstere Gesellen auf ihn zu und ehe er sich versah, warfen sie ihn zu Boden. Einer schnitt ihm den Beutel vom Gürtel, ein anderer wühlte in seinem Bündel. Er fand die Weinflasche, die als Geschenk für den Abt in Kloster Buch gedacht war und schon ging die Flasche von Mund zu Mund. Berauscht vom Wein kümmerten sie sich nicht mehr um den Abt. Dieser versuchte sich im Schutze der einbrechenden Dunkelheit davonzuschleichen. Jedoch bemerkte es einer der Vagabunden und stieß ihm mit voller Wucht sein Messer in den Leib. Der Abt war sofort tot und die finsteren Gesellen ergriffen die Flucht, erschrocken vor ihrem eigenen Tun.
Der Abt im Kloster Buch wartete vergebens auf den Besuch seines Amtsbruders und nach langem Suchen fand man die Leiche des Abtes aus Altzella nicht weit von Döbeln.
Die dankbaren Brüder des Abtes beschlossen, ihm ein Denkmal zu setzen, denn er war ein guter Abt, milde, gerecht und fleißig. Sie bestellten bei einem Steinmetz ein mannshohes Kreuz aus rotem Porphyr und stellten es an der Stelle auf, wo der Abt ermordet wurde. Von da an bis heute wird diese Gegend „Am Roten Kreuz" genannt.
mündlich tradiert