Die edle Frau von Staupitz
In Döbeln lebte ein Rittergeschlecht von Staupitz. Im Jahre 1415 beunruhigt der Ritter von Staupitz die Döbelner Bürger, weil er seine Stadtburg kriegsmäßig ausgebaut hatte. Am Fastnachtstage 1415 überfiel er mit seinem Gefolge die Burg Kriebstein und nahm den Burgherrn Dietrich v. Beerwalde und sein Gefolge gefangen. Von Döbeln gelangte diese Missetat an den Markgrafen zu Meißen, Friedrich den Streitbaren, der sich nun selbst nach Döbeln begab und befehligte, den frechen Ritter Staupitz gefangen zu nehmen. Das geschah auch. Nachdem wenig später Gericht über Staupitz und die unglaubliche Tat gehalten wurde, sprach der Markgraf das letzte Wort zu Gericht und schloß sein Verfahren mit den Worten:"... also wird dem Ritter die Ehre aberkannt, er kommt in den Kerker, seine Gemahlin mag ziehen, wohin sie will und kann das alles mitnehmen, was sie auf ihrem Rücken tragen kann."
Am nächsten Morgen kam die Frau des Ritters aus der Stadtburg und hatte den Staupitz auf ihrem Rücken.
Der Markgraf stutzte und wollte seinen Wachen den Befehl geben, die edle Rittersfrau und deren Mann nicht durchs Tor ziehen zu lassen. Doch die Güte der edlen Frau, die auf alles Geschmeide und ihre Kleider verzichtete, dafür aber ihren Gatten auf den Rücken nahm, erweichte das Herz des Markgrafen. Er konnte der klugen Frau nicht böse sein und ließ also beide ziehen. Sie mußten Döbeln verlassen und wurden nie mehr gesehen. Die Stadtburg des Ritters aber wurde auf Befehl des Markgrafen dem Erdboden gleich gemacht.
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Geschäftige Hände bauen dem Ritter Staupitz von Reichenstein eine feste Burg. Argwöhnisch schaut der ehrsame Bürger von Döbeln auf das Werk, das durch die "Klugheit" des Baumeisters vor den Toren der friedlichen Stadt ersteht.
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Gefolgt von den ängstlichen Bürgern bittet der Rat um Auskunft über den Bau. Da übergibt ihm Ritter Staupitz eine Urkunde, wonach die "Festigkeit" des Turmes und der Ritter "Kraft" keine Gefahr für die Stadt, sondern Schutz für ihre Bürger bedeute.
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Bei festlichem Gelage feiert Ritter Staupitz mit seinen Getreuen die Fertigstellung seiner Burg. Der Wein läßt in den Verwegenen den Plan reifen, die stolze Burg Kriebstein im Zschopautale in Besitz zu nehmen.
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In sternklarer Nacht ersteigen die Kühnen die vom Mondschein umflossene Burg. "Bestürzung" kommt über die ahnungslosen Burgbewohner; bei Staupitz und seinen Knappen herrscht laute "Siegerfreude".
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Bittflehend wendet sich der vertriebene Burgherr an den sächsischen Kurfürst, der ihm Hilfe zusagt. Der Herold ruft den Heerbann auf; die Ritter leisten Folge und nehmen "Abschied".
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Nachdem sich das Heer gesammelt hat, zieht der Kurfürst vor die Burg Kriebstein, um Staupitz zu vertreiben. Droben ruft des Burgwächters "Wachsamkeit" die Verteidiger zum "Kampf".
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Bei der Übermacht erscheint weiterer Widerstand ausgeschlossen. Da entschließt sich die Gattin des Ritters, fußfällig um Gnade für ihren Gemahl und seine Knappen zu bitten. Erwartungsvoll sehen die Eingeschlossenen auf das in "Bereitschaft" stehende Heer und harren der Wiederkehr ihrer Herrin.
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Den Kurfürsten rühren die Bitten der geängstigten Frau. Er gewährt ihr freien Abzug "mit dem liebsten Kleinod", das sie besitze. Mit ihrem Gatten auf dem Rücken verläßt sie eilenden Schrittes die Burg, vorbei an den staunenden Kriegern.