Kirchen

Drei Kirchen prägen das Stadtbild Döbelns.

Bei Ortsgründungen in früherer Zeit entstanden zumeist erst die Bauten der weltlichen und der geistlichen Macht. Die geschriebene Geschichte Döbelns beginnt im Jahre 981 mit einer Schenkungsurkunde Kaisers Otto II, wonach er Ländereien der Burgwarde Dobelin dem Thüringischen Kloster Memlingen als Dankesgabe schenkte.

Auf dem Gelände dieses "Castellum Dobelin" entstanden ein Schloß und eine zugehörige Kapelle. Westlich unterhalb des Döbelner Schloßberges, an welchem sich der Wasserlauf der Freiberger Mulde in zwei Arme aufteilt, steht die Kirche St. Nicolai, in ihrem heutigen Aussehen.

Historische Stadtansicht Kupferstich nach Dillichs Federzeichnung um 1630. Rechts der Nicolaikirche sieht man die Burgruine auf dem Schlossberg. Die Reste der Burg wurden bis in das 18. Jahrhundert als Steinbruch genutzt und von 1867 bis 1869 zum Bau der Schloßbergschule und einer Turnhalle endgültig beseitigt.

St. Nicolai

Erstmals findet St. Nicolai eine urkundliche Erwähnung im Jahre 1293. Im Jahr 1333 war die Kirche dem großen Stadtbrand zum Opfer gefallen und wurde erst nach vielen Jahren wiederaufgebaut. Schwere Schäden richteten 1430 die Raubzüge der Hussitten an. 1479 erfolgte eine Errichtung zu einer Hallenkirche mit 4 Jochen. Erst 1485 waren die Bauarbeiten beendet. Weitere 19 Jahre später wurde ein 30 Meter hoher Turm vorgebaut, der jedoch 1629 durch Blitzschlag sein Ende fand. Der im gleichen Jahr wiedererrichtete neue Turm überstand den Stadtbrand 1730 nicht, konnte aber in den folgenden Jahren in heutiger Form erneuert werden.

Historische Ansichtkarten Döbelns zeigen vielfach die St. Nicolaikirche. Sie ist neben dem Rathaus und dem Riesenstiefel DAS Wahrzeichen der Stadt.

Blick auf Altar und Kanzel (© Jörg Blobelt, 2009)

1885 unternahm man eine neugotische Restaurierung der Kirche. Der elf Meter hohe ehemalige Hochaltar gehört zu den größten erhaltenen Schnitzaltären in Sachsen. Datiert wird er in die Zeit um 1515. Die Figuren im Gesprenge sind in zwei Reihen angeordnet und zeigen Merkmale der Freiberger Plastik. Die Kanzel ist reich mit Malerei und Plastik ausgestaltet, 1509 geschaffen von einem Colditzer Meister. Der Taufstein geht auf das Jahr 1886 zurück. Die Orgel, ein Werk der Firma Eule aus Bautzen, stammt aus dem Jahre 1929. Sie verfügt über drei Manuale und 59 Register. Derzeit ist eine Instandsetzung geplant. Die erforderlichen Geldmittel sollen vor allem durch Spenden aufgebracht werden. Auch einige Vereinsfreunde haben dankenswerterweise beachtliche Beträge überwiesen.

Die Kirche verfügt über vier Glocken. Sie sind im obersten Bereich des quadratischen Turmteiles unterhalb des Umganges angebracht. Der Umgang des dreistufigen, heute 63 Meter hohen Turmes, wird wieder für den Besucher zugänglich gemacht. Ende der 1980er Jahre erfolgte eine äußere Sanierung des Kirchenhauses.

In diesem Jahr wurden umfangreiche Arbeiten im Inneren der Kirche ausgeführt, die erhebliche Geldsummen erforderten. Allein für die Restaurierung des Hochaltares waren 400 TDM notwendig.

Blick von den Wappenhenschanlagen Richtung Westen - Die St. Nicolaikirche prägt das Stadtbild. (2017)
St. Nicolaikirche mit Lutherdenkmal

St. Johanniskirche

Johanniskirche mit Pfarrhaus (2024)
Innenansicht der katholischen St. Johanniskirche (© Jörg Blobelt, 2010)

Nach der Reformation durch Luther und seine Anhänger gab es keine katholische Gemeinde in Döbeln. Gottesdienste fanden nur im kleinen Kreis statt. 1852 lebten nur 23 Katholiken in der Stadt. Durch Zuzüge von Bürgern Ende des 19. Jahrhunderts wuchs die Gemeinde. Der Wunsch nach einer eigenen Kirche wuchs. Nach langjährigen Vorbereitungen war am 31. August 1913 die Grundsteinlegung für die Johanniskirche oberhalb des heutigen Stadtbades. Den Entwurf lieferte der katholische Architekt Robert Witte aus Dresden. Die Kirche wurde im Oktober 1916 geweiht.

Die Kirche war ursprünglich viel reicher ausgestattet als sie heute erscheint. Bei dem tiefgreifenden Umbau, der 1970 bis 1972 unter Beteiligung des Architekten Hubert Paul aus Flöha erfolgte, wurden alle traditionellen Elemente beseitigt. Rudolf Teufel aus Dresden gestaltete, am Zeitgeschmack der 1970er Jahre orientiert, den freistehenden, aus Metallsegmenten zusammengesetzten Altartisch und den Tabernakel.

Nach der Wende 1989 konnten viele der anstehenden Baumaßnahmen zum Erhalt der Kirche vorgenommen werden. Teilarbeiten dauern heute noch an.

St. Jacobikirche

St. Jacobikirche (2017)
Detail an der Jacobi-Kirche

Für den Westteil Döbeln bestand bis 1523 eine besondere Kirche. Über drei Jahrhunderte befand sie sich auf dem Niedermarkt und trug den Namen Jacobikirche. Sie fiel bei dem großen Stadtbrand in jenem Jahre in Asche. Da kein Wiederaufbau unternommen wurde, gab es 380 Jahre lang nur eine einzige Pfarrkirche in Döbeln: St. Nicolai.

Mit dem Wachstum der Einwohnerzahl ergab sich die Notwendigkeit für die Errichtung einer zweiten Stätte für die evangelische Gemeinde. Vor dem Pferdebahndepot in der Bahnhofstraße fand man einen geeigneten Bauplatz. Der erste Spatenstich war am 6. Juli 1903. Der nach den Plänen von Stadtbaumeister Richter geschaffene Bau erhielt seine Weihe im September 1904 - zur Erinnerung an die alte Kirche vom Niedermarkt wurde der Name "Jacobikirche" gewählt. Aus bautechnischen Gründen erfuhr die Jacobikirche über 20 Jahre nur eine Teilnutzung und war weitere 11 Jahre geschlossen.

Historische Ansichtskarten St. Jacobikirche

Innenansicht der St. Jacobikirche (Historische Ansichtskarte)

Im Jahr 1990 beschloß der Kirchenvorstand eine Erneuerung, die sich über sieben Jahre verteilte. Es erfolgte im Inneren der Kirche eine andere Raumaufteilung als bisher, wodurch eine Mehrfachnutzung nun möglich wurde. So kann die Kirche auch für Ausstellungen und Konzerte genutzt werden.

Die Jacobikirche ist zwar kein Monumentalbau, kann aber sehr wertvolle Details - wie die Jugendstilfenster oder ein Steinmosaik im Portalbereich - aufweisen.

So laden die drei Kirchen in Döbeln auch den zeitweiligen Gast der Stadt Döbeln zu einem Besuch ein, sei es zu einer kurzen Zeit der Ruhe und Andacht oder zum Betrachten überlieferter Bau- und Handwerkerkunst vergangener Zeiten.

Gerhard Heruth
"Traditions- und Förderverein Lessing-Gymnasium Döbeln" e.V.
Mitgliederinformation Nr. 15
November 1998

LGD-Fotos: Matthias Müller

Abbildungen:
Innenansichten St. Nicolaikirche und Johanniskirche: Jörg Blobelt, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons