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Döbelner Wagenfabrik Emil Zander

Werbekarte Wagenfabrik Emil Zander
  • Emil Zander kommt 1882 von Großenhain, wo sein Vater eine Wagenbauanstalt betreibt, nach Döbeln.
  • Er übernimmt in der Ritterstraße 15 die um 1840 von Lippert gegründete und später von Moritz Ihle weitergeführte Wagenbaufirma.
  • Aus der kleinen Manufaktur mit vier Arbeitern entwickelt sich später in der Bismarckstraße 1 (heute Rosa-Luxemburg- Str.) die "Döbelner Wagenbaufabrik Emil Zander" (1893 25 Arbeiter).
  • Das Unternehmen spezialisiert sich auf Luxus- und Leichenwagen, die 1907 vor allen in große Städte wie Chemnitz verkauft werden.
Blick in den Hof der Wagenfabrik von Emil Zander in der Bismarkstraße (heute Rosa-Luxemburg-Straße).
Werbeanzeige aus dem Jahr 1910
Detailvergrößerung aus der Werbeanzeige von 1910
Das Foto zeigt die heutige Ansicht des rot markierten Bereichs in der historischen Abbildung von 1910. In dem Gebäude ist heute die Verwaltung des VW-Autohauses untergebracht. Ansicht des historischen Gebäudes von der Rückseite, aufgenommen von der Brücke der Bahnhofstraße über die Mulde. (Fotos 2023)
  • 1917 scheidet Emil Zander laut Handelsregister aus der Fa. "Döbelner Wagenfabrik" aus. Neuer Inhaber ist der Kaufmann Hermann Sobe.
  • Die Fa. "Döbelner Wagenbau Emil Zander" heißt seit 1921 "Karosseriewerk Zander Döbeln" und wird 1923 in eine AG umgewandelt.
  • 1929 geht die Firma in Konkurs.

Döbelner Karosseriewerk

Modell des Döbelner Karosseriewerks Fritsche & Brause (1930er Jahre)
  • Die vormals bei Zander beschäftigten Herren Fritsche und Brause gründen in der Greinerstraße 2 (heute Eichbergstraße) das Döbelner Karosseriewerk. Sie beschäftigen fünf Mitarbeiter und stellen Kutschwagen und Spezialaufbauten her. Außerdem führen sie Reparaturen durch.
  • 1933 arbeiten schon 33 Mitarbeiter in der Firma. Man stellt Aufbauten für Fahrgestelle von Krupp und Opel her.
  • 1934 beginnt man mit dem Bau einer größeren Produktionsstätte in Döbeln Zschackwitz an der Dresdener Straße 30b. Der Saal des Gebäudes, das später als Hotel Zschackwitz firmiert, ist der Maschinenraum der Stellmacher des Betriebs. Die Zahl der Mitarbeiter wächst auf 60.
  • 1939 werden Verträge mit der Firma Opel zur Serienfertigung von Kastenaufbauten geschlossen.
  • Während des Zweiten Weltkrieges werden auf Steyer-Fahrzeuge Sankra-Aufbauten montiert. So entstehen Sanitätsfahrzeuge für die Wehrmacht. 1940 wird der erste Vomag-Bus in Stahlrippenbauweise ausgeliefert.
  • Nach dem Krieg wird die Firma als Rüstungsbetrieb eingestuft und unter sowjetische Kontrolle gestellt. 1946 wird er im Rahmen eines Volksentscheids enteignet und in Volkseigentum überführt und der Landesregierung Sachsen unterstellt.
  • Hergestellt werden in dieser Zeit zweirädrige Holzkarren und es werden Reparaturen aller Art durchgeführt. Die Räumlichkeiten in Zschackwitz werden dem Betrieb entzogen, weil man hier eine MAS (Maschinenausleihstation für Landwirtschaft) einrichten will. Nach einer Beschwerde durch den Betriebsleiter werden der Firma neue Räumlichkeiten im ehemaligen Wehrmachtlager in der Stockhausener Straße zugewiesen. Von den ehemals 64 Mitarbeitern werden 50 weiterbeschäftigt.

VEB Döbelner Karosseriewerk

  • Der Betrieb nennt sich Kommunal-Wirtschafts-Unternehmen des Kreises Döbeln - Döbelner Karosseriewerk, später VEB Döbelner Karosseriewerk.
  • Es werden Reparaturen für die Bevölkerung durchgeführt und Fahrerhausneubauten für verschiedene KfZ-Typen wie Opel, Büssing, Steyer, Vomag, Framo hergestellt.
  • Von 1950 bis 1969 wird der Betrieb der BDK (Bezirksdirektion Kraftverkehr) Leipzig unterstellt. Zwischen 1951 und 1964 fertigt man neben der Fahrerhausneuproduktion Karosserieaufbauten für Pritschenfahrzeuge und individuelle Omnibusaufbauten für private Fuhrunternehmen.
Barkas 1000 mit Kofferaufbau
  • 1966 beginnt man mit der Serienproduktion von B 1000 Kleintransporter-Kofferaufbauten unterschiedlicher Art für die Firma Barkas Hainichen. Gleichzeitig erfolgt serienmäßig die Karosseriegrundinstandsetzung von Ikarus-Bussen.
  • Am 01. Januar 1970 wird das Verkehrskombinat Leipzig gegründet, zu dem vier Verkehrsbetriebe und sechs Kraftfahrzeuginstandhaltungsbetriebe (KIB) gehören. Unter diesen ist auch der VEB Karosseriewerk Döbeln. Damit verliert der Betrieb seine juristische Selbstständigkeit.
  • 1974 erfolgen erneut Veränderungen. Es wird der VEB Kraftfahrzeuginstandhaltung Döbeln gegründet. Zu ihm gehören der Döbelner Betrieb und der VEB Karosseriebau Waldheim. 1984 hat dieses Konstrukt 278 Mitarbeiter. Durch Spezialisierung und technologische Verbesserungen wird die Fertigungszeit für eine B 1000 Ersatzkarosse von 84 (1967) auf 27 (1989) Fertigungsstunden gesenkt.

RKB Reparatur- und Karosseriebau GmbH Döbeln

Firmenareal in der Stockhausener Straße (2023)
  • 1990 wird der Betrieb in eine GmbH umgewandelt und nennt sich RKB Reparatur- und Karosseriebau GmbH Döbeln.
  • Man produziert Karossen für Verkaufs-, Grill- und Imbissfahrzeuge, Werktransporter, Verteiler für den Paketdienst sowie Krankenfahrzeuge für modernste medizinische Ausrüstung.
  • Am 01. Mai 1992 übernehmen die Herren Hoffmann, Nitzsche und Schultz in Form eines MBO (Management by Out) den Betrieb mit 85 Mitarbeitern von der Treuhandanstalt.

© Michael Höhme, "Traditions- und Förderverein Lessing-Gymnasium Döbeln" e.V.

Quellen:
Schwender, Carl Clemens: Döbeln in Sachsen in Wort und Bild. Döbeln 1910, S. 87f.
Pressausschuss für das Heimatfest (Hg.): Aus der Heimat. Festschrift zum Heimatfest. Döbeln 20.-22. Juni 1914, S. 91f.
Stockmann, Gottfried: Die Stadt Döbeln als Standort der Industrie. Borna Leipzig 1928, S. 96ff.
Materialsammlung Karlheinz Enzmann (nicht veröffentlicht)
Enzmann Karlheinz: Industriegeschichte im Landkreis Döbeln – Döbelner Karosseriewerk Fritsche & Brause – RKB Reparatur- und Karosseriebau GmbH Döbeln. 1999 In: Sammelband Der neue Döbelner Erzähler. 2004, S. 149-150

Bildnachweis:
Blick in den Hof der Wagenfabrik von Emil Zander – Hermann Schneider privat
Werbeanzeige 1910 - Schwender, Carl Clemens: Döbeln in Sachsen in Wort und Bild. Döbeln 1910
Modell des Döbelner Karosseriewerks Fritsche & Brause – Stadtarchiv Döbeln
Alle Abbildungen/Fotos ohne Vermerk stammen aus der „Sammlung Döbeln“ von Michael Höhme.