
Daniel Becksche Lederfabrik
- 1820 gründet Daniel Beck in Döbeln seine Gerberei und baut das Unternehmen schnell aus.
- Sie umfasst Lohgerberei (spezielle Form der Gerberei mit pflanzlichen Gerbmitteln, die Rinderhäute zu strapazierfähigen, kräftigen Ledern verarbeitet), Weißgerberei (Gerbverfahren, bei dem die Gerbung mit Mineralien wie Alaun oder Kochsalz bewirkt wird, was besonders helles, fast weißes Leder erzeugt), Lohmühle (dient zur Zerkleinerung der für die Lohgerberei notwendigen pflanzlichen Gerbmittel, vor allem Fichten- und Eichenrinden) und Leimfabrik (Fleisch und Hautabfälle der Gerbereien werden zu Knochenleim weiterverarbeitet).
- Drei Dampfmaschinen sind im Unternehmen im Einsatz. Die Fabrikation dominiert ein ganzes Stadtviertel. Nördlich der heutigen Staupitzstraße erbaut Beck insgesamt 52 Gebäude. Die Lohgerberei (gegr. 1838) wird in vier Haupt- und zehn Nebengebäuden betrieben. Die Lederlackiererei und Leimsiederei benötigt drei Haupt- und zwei Nebengebäude und in einem Haupt- und dreizehn Nebengebäuden ist die Papier-, Pappen- und Pressspanfabrik (gegr. 1851) untergebracht.
- Haupterzeugnisse des Unternehmens sind Roß- und Rindverdeckleder, Geschirrleder, Kalb-, Schaf- und Ziegenfelle und schwarze Bockfelle. In der Lackiererei wird lackiertes Roß- und Rindverdeckleder, lackierte Kalb-, Schaf- und Ziegenfelle produziert. Die Leimsiederei stellt mehrere Sorten Leim her. In der Papier-, Pappen- und Preßspanfabrik fertigt man Papier, Pappe (hauptsächlich Dachpappen) und Pressspäne.
(1) Leder-Manufactur von D. Beck in Döbeln (Quelle: Album der Sächsischen Industrie, Zweiter Band, Druck und Verlag von Louis Oeser in Neusalza, 1856) Im Hintergrund sieht man den damals noch unbebauten Leipziger Berg (auch Staupitzberg).
(2) Wer Höhe Parkhaus an der verlängerten Ritterstraße steht und Richtung Staupitzstraße blickt, hat ungefähr die Perspektive auf die frühere Ledermanufaktur.
(3) Papier-, Pappen- und Preßspanfabrik von D. Beck in Döbeln (Quelle: Album der Sächsischen Industrie, Zweiter Band, Druck und Verlag von Louis Oeser in Neusalza, 1856)
(4) Wer an der Einmündung der Rudolf-Breitscheid-Straße in die verlängerte Ritterstraße steht (Höhe Sparkasse) und Richtung Staupitzstraße blickt, hat ungefähr die Perspektive auf die frühere Papier-, Pappen- und Preßspanfabrik.
(5) Leder-Lackiererei, Leimfabrik und das Grabmal von D. Beck in Döbeln. Das Grab lag unterhalb eines kleinen Weges, der damals in die Klostergärten führte. Heute befindet sich an dieser Stelle der Parkplatz oberhalb des Stadtbades. (Quelle: Album der Sächsischen Industrie, Zweiter Band, Druck und Verlag von Louis Oeser in Neusalza, 1856)
- Diese Artikel finden ihren Hauptabsatz in Deutschland, aber auch im Orient. Bei der Vermarktung konzentriert man sich auf die Leipziger Messen. Die Firma beschäftigt im Vertrieb drei Handlungsreisende und in der Produktion fünf Werkführer sowie 260 Arbeiter (Stand 1856).
- Am 28. Juli 1860 stirbt Daniel Beck und vererbt das Unternehmen an seine drei Söhne Oskar Rudolph Beck, Guido Eugenius Beck und Paul Johannes Beck, welche den Betrieb fortführen.
- Die Bedeutung Daniel Becks für die Wirtschaftsgeschichte Döbeln besteht darin, dass er als erster Unternehmer der Muldenstadt den Übergang vom Manufakturbetrieb hin zu einer fabrikmäßigen Produktion vollzieht. Insofern ist er der erste Industriepionier Döbelns. Seine zahlreichen Produktionsstätten an der Staupitzstraße vereinigen eine größere Anzahl unterschiedlicher Arbeitsvorgänge und immer mehr werden Maschinen eingesetzt. Das Personal besteht zunehmend nicht mehr aus Handwerkern, sondern immer mehr aus Produktionsarbeitern, die für einen spezialisierten Arbeitsgang zuständig sind. Dass hier ein besonders innovativer Unternehmer wirkt, erkennen auch die sächsischen Könige. Sowohl König Friedrich August II., als auch König Johann besuchen bei ihren Aufenthalten in Döbeln die Fabrikanlagen Daniel Becks.

- 1870 ist die Lederfabrik die Drittgrößte Deutschlands und beschäftigt bis zu 350 Arbeiter.
- 1871 wird die Fabrik in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und firmiert unter "Sächsische Lederindustrie-Gesellschaft, vormals Daniel Beck". Daniel Beck leitete als technischer Direktor den Betrieb.
- In den 1880er Jahren kommt das Unternehmen zunehmend in eine Schieflage. Die Großproduktion rentiert sich nicht mehr und ist zu unflexibel.
- Unter Direktor Levy wird nochmals versucht, den Niedergang abzuwenden. Man spezialisiert sich auf die Anfertigung schwarzer und brauner genarbter und satinierter Kalbfelle sowie von Kidleder (weiches Ziegenleder). 150 Arbeiter sind in Lohn und Brot.
- Leider ist der Erfolg nicht von Dauer. 1894 geht die Sächsische Lederindustrie-Gesellschaft in die Liquidation.
- Seit 1896 erfolgt der Umbau der Häuser in der Staupitzstraße. Die Schornsteine der früheren Fabrik werden gesprengt.

Lederfabrik Guido Beck
- 1870 gründet Guido Beck, ein Sohn Daniel Becks, am linken Arm der Mulde, gegenüber dem Schloßberg eine mit Dampfkraft betriebene Ledermanufaktur und Lacklederfabrik.
- Er verarbeitet hauptsächlich Bullenhäute, die man mit Spaltmaschinen in eine Narben- und eine Fleischseite teilt. Nach der Gerbung werden die Häute genärbt und glatt lackiert. Das fertige Lackleder verkauft man weltweit. Aus ihm stellt man Schuhe her oder verwendet es in Sattlereibetrieben oder im Wagen-, später beim Automobilbau.
- Um die Jahrhundertwende wird das Ledergeschäft immer schwieriger. In einigen Gebäude auf dem Fabrikgelände siedeln sich andere Firmen an. 1912 eröffnet hier zum Beispiel die Holz-Riemscheiben-Fabrik Hiehle & Tischer.
- Nachfolger Guido Becks wird sein Sohn Arndt Beck. Er hat sich der Herstellung von Boxcalf zugewendet. Als Boxcalf bezeichnet man Leder vom Milchkalb. Die besonderen Merkmale des Boxcalf-Leders bestehen in der leicht schattigen Optik, dem seidigen Glanz und dem sehr feinen, gleichmäßigen Narben.

© Michael Höhme, "Traditions- und Förderverein Lessing-Gymnasium Döbeln" e.V.
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